
Emden, dopd
Moorleiche zu sein, das gilt unter Hipstern und Öko-Freaks als neuer Beerdigungstrend. „Das Gute daran ist, man wird irgendwann gefunden und landet im Museum“, sagt der findige Unternehmer Steve Böni-Jones aus Bamberg. Der Mann, der als Archäologe für den Laufburschen eben noch auf den Spuren des Heiligen Grals auf Mallorca unterwegs war, ist von seiner neuen Geschäftsidee überzeugt.
„Eigentlich war ich schon im Urlaubs-Modus. Ich schlenderte gemächlich durch das friesische Emden, sah mir dies an und sah mir das an, als es geschah,“ berichtet der beliebte Archäologe, dessen bislang größter Fund der Goldzug der Nazis war (sehen Sie hier das Video). „Als ich sie vor mir sah, wusste ich sofort, dass mein Urlaub vorbei war. Ich erkannte die Moorleiche auf den ersten Blick. Der Fund hier ist sehr ungewöhnlich, da Moorleichen ja meistens komplett unter der Erde liegen. Doch hier verhielt es sich anders. Das Wetter, das hier im Norden sehr windig und regnerisch sein kann, muss die Leiche komplett freigelegt haben. Umso erstaunlicher, dass sie offensichtlich noch niemandem aufgefallen war, so ordentlich lag sie da. Auch die Kleidung, die der Leiche irgendwie abgefallen war, lag gut aufgereiht in Vitrinen direkt daneben. Ich sicherte sofort das Gelände, eine in mehrere Stockwerke aufgeteilte Raumkonstruktion im Zentrum der Hafenstadt, in der sich auch sonst viel Informatives über das Leben der damaligen Zeit fand. Da kam mir die Idee. Warum lassen sich nicht mehr Menschen im Moor bestatten? Wer später im Museum landet, wird auf gewisse Art und Weise unsterblich.“
„Ich erkannte die Moorleiche auf den ersten Blick. Schließlich bin ich nicht umsonst Archäologe,“ sagt BöniJones
Wie uns Böni-Jones aufgeregt berichtet, machte das spontane Datieren der Moorleiche keinerlei Schwierigkeiten, da sich in direkter Umgebung auch gut lesbare Texte in einer uns verständlichen Sprache fanden, die sich erstaunlich gut erhalten haben. Nachdem der Archäologe als erstes den Laufburschen verständigt und dann das Gelände weitreichend abgesperrt hatte, müssen nun die Behörden in Ostfriesland unterrichtet werden, damit langfristig ein Ort gefunden werden kann, der sich der detaillierten Erforschwung der Lebensumstände des Moor-Mannes widmen könne. Aber das ist Boni-Jones am Ende auch egal. „Museen sind ja Orte für die Allgemeinheit und mir geht es in erster Linie um kommerzielle Interessen. Das Moorleichen-Bestattung-Business ist eine sichere Zukunftsbranche. Gestorben wird immer, und immer lieber auch im Moor.“ Da der Laufbursche auch in erster Linie kommerzielle Ziele verfolgt, wird er den Aufstieg des sympathischen Unternehmers auch in Zukunft verfolgen.